EU-Saatgutrecht: Wie Österreich die Vielfalt in der Landwirtschaft für eine widerstandsfähige Zukunft sichern kann

EU-Saatgutrecht: Wie Österreich die Vielfalt in der Landwirtschaft für eine widerstandsfähige Zukunft sichern kann

EU-Saatgutrecht: Wie Österreich die Vielfalt in der Landwirtschaft für eine widerstandsfähige Zukunft sichern kann

“139 organizations signed an open letter demanding improvements to the EU seed law proposal for sustainable agriculture.”

In der kommenden Woche steht eine entscheidende Diskussion zum EU-Saatgutrecht auf der Tagesordnung der Landwirtschaftsminister:innen der EU in Brüssel. Wir, als Vertreter der Interessen einer nachhaltigen und vielfältigen Landwirtschaft, sehen uns in der Verantwortung, die Bedeutung dieser Debatte für die Zukunft der österreichischen und europäischen Agrarlandschaft hervorzuheben. Die geplante “Verordnung über die Erzeugung und das Inverkehrbringen von Pflanzenvermehrungsmaterial” (EU-PVM-Verordnung) wird weitreichende Folgen für die Sortenvielfalt, die Rechte der Landwirte und die Widerstandsfähigkeit unserer Lebensmittelproduktion haben.

In diesem Beitrag möchten wir die komplexen Zusammenhänge des EU-Saatgutrechts beleuchten und aufzeigen, wie Österreich die Vielfalt in der Landwirtschaft für eine widerstandsfähige Zukunft sichern kann. Dabei werden wir auf die Herausforderungen eingehen, denen sich unsere Landwirte gegenübersehen, und Lösungsansätze diskutieren, die eine nachhaltige und resiliente Landwirtschaft fördern.

Die Bedeutung der Sortenvielfalt für eine widerstandsfähige Landwirtschaft

Die Sortenvielfalt in der Landwirtschaft ist von unschätzbarem Wert für die Versorgungssicherheit und die Anpassungsfähigkeit unserer Agrarsysteme an sich verändernde Umweltbedingungen. Experten wie Magdalena Prieler von ARCHE NOAH warnen eindringlich vor den Risiken, die mit dem dominierenden Anbau genetisch einheitlicher Sorten einhergehen.

  • Erhöhte Anfälligkeit gegenüber extremen Wetterereignissen
  • Geringere Resilienz bei globalen Krisen wie Kriegen oder Pandemien
  • Verlust wichtiger genetischer Ressourcen für zukünftige Züchtungen

Um diese Herausforderungen zu meistern, ist es unerlässlich, dass das neue EU-Saatgutrecht die Vielfalt nicht nur zulässt, sondern aktiv fördert. Eine einheimische, regional angepasste Produktion verschiedener Sorten könnte die Widerstandsfähigkeit des Agrarsektors erheblich stärken.

Herausforderungen für kleine Saatgutbetriebe und Landwirte

Ein zentrales Anliegen, das wir in den Fokus rücken möchten, ist die übermäßige Bürokratie, die insbesondere kleine Saatgutbetriebe und Landwirte, die eigenes Saatgut erzeugen, stark belastet. In Österreich ist es derzeit gestattet, Saatgut und Pflanzenmaterial im kleinen Rahmen für die Erhaltung alter Sorten weiterzugeben. Diese Praxis ist von unschätzbarem Wert für die Bewahrung der genetischen Vielfalt und die Anpassung an lokale Gegebenheiten.

Bürokratische Hürden, die kleine Betriebe besonders treffen:

  • Komplexe Registrierungsverfahren für Sorten
  • Hohe Kosten für Zulassungstests
  • Strenge Dokumentationspflichten

Eine Einschränkung dieser Praxis könnte die Zucht und Nutzung traditioneller Sorten gefährden, die wichtige Eigenschaften wie Trockenheitsresistenz besitzen und somit für die anstehenden Herausforderungen in der Landwirtschaft unverzichtbar sind.

Die Bedeutung des grenzüberschreitenden Saatgutaustauschs

Ein weiterer kritischer Punkt, den wir hervorheben möchten, ist die Gefährdung des grenzüberschreitenden Saatgutaustauschs. Dieser Austausch ist für Landwirte, insbesondere in Österreich, von großer Bedeutung, um wichtiges Wissen über regionale Anbausorten zu sammeln und zu teilen. Die Einschränkung dieser Praxis könnte schwerwiegende Folgen haben:

  • Verlangsamung der Entwicklung trockenheitsresistenter Pflanzen
  • Verringerung der genetischen Vielfalt in Anbaukulturen
  • Erschwerter Zugang zu klimaangepassten Sorten für Landwirte

Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Bedeutung dieses Austauschs für eine zukunftsfähige und resiliente Landwirtschaft zu betonen und uns für entsprechende Regelungen im EU-Saatgutrecht einzusetzen.

EU-Saatgutrecht: Wie Österreich die Vielfalt in der Landwirtschaft für eine widerstandsfähige Zukunft sichern kann

Der Ruf nach einem zukunftsfähigen Saatgutrecht

Vor Kurzem haben 139 Organisationen aus 23 europäischen Ländern in einem offenen Brief an die Landwirtschaftsminister:innen sowie an den neuen EU-Gesundheitskommissar appelliert, Verbesserungen am EU-Saatgutrecht vorzunehmen. Dieser breite Zusammenschluss zeigt die Dringlichkeit und Wichtigkeit des Themas.

Kernforderungen des offenen Briefes:

  • Schutz und Förderung der Kulturpflanzenvielfalt
  • Stärkung der Rechte von Landwirten am eigenen Saatgut
  • Abbau bürokratischer Hürden für kleine Betriebe
  • Erleichterung des grenzüberschreitenden Saatgutaustauschs

Wir schließen uns diesen Forderungen an und betonen die Notwendigkeit, ein Saatgutrecht zu schaffen, das die Grundlagen für eine nachhaltige und widerstandsfähige Lebensmittelproduktion legt.

Technologische Lösungen für eine nachhaltige Landwirtschaft

In der Diskussion um ein zukunftsfähiges Saatgutrecht dürfen wir die Rolle moderner Technologien nicht außer Acht lassen. Innovationen wie satellitengestützte Farmmanagement-Lösungen können einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der Sortenvielfalt und zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft leisten.

Technologische Ansätze zur Unterstützung der Sortenvielfalt:

  • Präzise Überwachung der Pflanzengesundheit verschiedener Sorten
  • Optimierung des Ressourceneinsatzes für effizientere Anbaumethoden
  • Unterstützung bei der Anpassung an lokale Klimabedingungen

Ein Beispiel für solche innovativen Lösungen bietet Farmonaut, ein Unternehmen, das fortschrittliche, satellitenbasierte Farmmanagement-Lösungen entwickelt. Diese Technologien ermöglichen es Landwirten, ihre Anbaumethoden zu optimieren und gleichzeitig die Vielfalt ihrer Kulturen zu erhalten und zu fördern.

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Österreichs Rolle in der EU-Saatgutrecht-Debatte

Als österreichische Vertreter sehen wir uns in der Verantwortung, eine führende Rolle in der EU-Saatgutrecht-Debatte einzunehmen. Unser Land hat eine reiche Tradition in der Erhaltung und Nutzung vielfältiger Pflanzensorten, die es zu bewahren und zu fördern gilt.

Österreichs Potenzial zur Förderung der Sortenvielfalt:

  • Starke Tradition in der ökologischen Landwirtschaft
  • Vorhandenes Wissen über regionale und traditionelle Sorten
  • Innovative Forschungseinrichtungen im Bereich der Pflanzenzüchtung

Wir appellieren an Minister Totschnig, in der bevorstehenden Sitzung proaktiv für ein Saatgutrecht einzutreten, das die Grundlagen für eine nachhaltige und widerstandsfähige Lebensmittelproduktion legt. Österreich kann hier eine Vorreiterrolle einnehmen und zeigen, wie moderne Landwirtschaft und Sortenvielfalt Hand in Hand gehen können.

“Experts warn that genetically uniform crop varieties increase risks, emphasizing the importance of regional cultivars for resilient farming.”

Innovative Ansätze zur Förderung der Sortenvielfalt

Um die Sortenvielfalt in der Landwirtschaft zu fördern und gleichzeitig die Effizienz und Nachhaltigkeit zu steigern, ist es wichtig, innovative Ansätze zu verfolgen. Moderne Technologien können dabei eine Schlüsselrolle spielen.

Beispiele für technologiegestützte Lösungen:

  • Satellitenbasierte Überwachung von Kulturpflanzen
  • KI-gestützte Beratungssysteme für optimale Anbaumethoden
  • Blockchain-basierte Rückverfolgbarkeit von Saatgut und Ernteprodukten

Diese Technologien können Landwirten helfen, die Vorteile verschiedener Sorten besser zu nutzen und gleichzeitig ihre Ressourcen effizienter einzusetzen.

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Die Rolle der Forschung und Entwicklung

Um die Vielfalt in der Landwirtschaft für eine widerstandsfähige Zukunft zu sichern, ist eine starke Forschungs- und Entwicklungsarbeit unerlässlich. Österreich verfügt über exzellente Forschungseinrichtungen, die einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken leisten können.

Schwerpunkte der Forschung für eine vielfältige Landwirtschaft:

  • Züchtung trockenheitsresistenter Pflanzensorten
  • Entwicklung von Anbaumethoden, die die Bodenfruchtbarkeit erhalten
  • Erforschung der Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Kulturpflanzen in Mischkulturen

Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten müssen in die Gestaltung des EU-Saatgutrechts einfließen, um eine wissenschaftlich fundierte und zukunftsorientierte Gesetzgebung zu gewährleisten.

Bildung und Bewusstseinsbildung für Landwirte und Verbraucher

Ein wesentlicher Aspekt zur Sicherung der Vielfalt in der Landwirtschaft ist die Bildung und Bewusstseinsbildung sowohl bei Landwirten als auch bei Verbrauchern. Nur wenn beide Gruppen den Wert der Sortenvielfalt verstehen und schätzen, kann eine nachhaltige Veränderung erreicht werden.

Maßnahmen zur Förderung des Bewusstseins für Sortenvielfalt:

  • Schulungsprogramme für Landwirte zum Anbau und zur Erhaltung traditioneller Sorten
  • Verbraucheraufklärung über die Bedeutung von Sortenvielfalt für Ernährungssicherheit und Geschmacksvielfalt
  • Förderung regionaler Märkte und Initiativen, die alte Sorten anbieten

Durch gezielte Bildungsmaßnahmen können wir ein breites Verständnis für die Bedeutung der Sortenvielfalt schaffen und somit die Nachfrage nach vielfältigen, regionalen Produkten stärken.

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Die wirtschaftliche Dimension der Sortenvielfalt

Die Förderung der Sortenvielfalt hat nicht nur ökologische, sondern auch wichtige wirtschaftliche Aspekte. Eine vielfältige Landwirtschaft kann zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe beitragen und neue Einkommensquellen für Landwirte erschließen.

Wirtschaftliche Vorteile der Sortenvielfalt:

  • Diversifizierung des Produktangebots und Erschließung von Nischenmärkten
  • Reduzierung von Ernteausfallrisiken durch angepasste, widerstandsfähige Sorten
  • Stärkung des Agrotourismus durch attraktive, vielfältige Kulturlandschaften

Es ist wichtig, dass das EU-Saatgutrecht diese wirtschaftlichen Potenziale berücksichtigt und Rahmenbedingungen schafft, die es Landwirten ermöglichen, von der Sortenvielfalt zu profitieren.

Internationale Zusammenarbeit und Saatgutaustausch

Die Herausforderungen, denen sich die Landwirtschaft gegenübersieht, machen nicht an Landesgrenzen halt. Daher ist eine internationale Zusammenarbeit im Bereich des Saatgutaustauschs und der Sortenerhaltung von großer Bedeutung.

Aspekte der internationalen Zusammenarbeit:

  • Förderung des Austauschs von Saatgut und Wissen über Ländergrenzen hinweg
  • Gemeinsame Forschungsprojekte zur Entwicklung klimaresistenter Sorten
  • Harmonisierung von Regelungen zum Schutz traditioneller Sorten und Landrassen

Österreich kann hier eine Brückenfunktion einnehmen und sich für ein EU-Saatgutrecht einsetzen, das internationale Kooperationen fördert und erleichtert.

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Vergleich der Auswirkungen des EU-Saatgutrechts auf die Landwirtschaft

Aspekt Aktuelle Situation Mögliche Auswirkungen der Reform Empfehlungen für eine nachhaltige Zukunft
Sortenvielfalt Begrenzte Vielfalt, Dominanz weniger Hochleistungssorten Gefahr weiterer Einschränkungen durch strenge Zulassungsverfahren Förderung und Schutz traditioneller und regionaler Sorten
Rechte der Landwirte am eigenen Saatgut Teilweise eingeschränkt, aber Weitergabe im kleinen Rahmen möglich Mögliche weitere Einschränkungen und erhöhte Bürokratie Stärkung der Rechte der Landwirte, Vereinfachung der Regeln für Eigenproduktion
Bürokratische Hürden für kleine Betriebe Bereits hohe bürokratische Belastung Gefahr der Zunahme durch neue Registrierungs- und Dokumentationspflichten Abbau von Bürokratie, vereinfachte Verfahren für Kleinerzeuger
Grenzüberschreitender Saatgutaustausch Möglich, aber teilweise eingeschränkt Drohende weitere Einschränkungen Erleichterung des Austauschs, Förderung internationaler Kooperation
Entwicklung trockenheitsresistenter Pflanzen Zunehmender Fokus aufgrund des Klimawandels Mögliche Erschwernis durch eingeschränkten Zugang zu genetischen Ressourcen Gezielte Förderung der Forschung und des Austauschs klimaangepasster Sorten

Fazit und Ausblick

Die bevorstehende Diskussion um das EU-Saatgutrecht stellt einen entscheidenden Moment für die Zukunft der österreichischen und europäischen Landwirtschaft dar. Wir stehen vor der Herausforderung, ein Regelwerk zu schaffen, das die Vielfalt in der Landwirtschaft fördert, die Rechte der Landwirte stärkt und gleichzeitig die Grundlagen für eine nachhaltige und widerstandsfähige Lebensmittelproduktion legt.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Österreich in dieser Debatte eine proaktive Rolle einnimmt und sich für ein zukunftsfähiges Saatgutrecht einsetzt. Wir rufen alle Beteiligten dazu auf, die Chance zu nutzen, um ein Regelwerk zu schaffen, das:

  • Die Sortenvielfalt aktiv fördert und schützt
  • Bürokratische Hürden für kleine Betriebe abbaut
  • Den grenzüberschreitenden Saatgutaustausch erleichtert
  • Die Entwicklung klimaresistenter Sorten unterstützt
  • Die Rechte der Landwirte am eigenen Saatgut stärkt

Nur durch einen ganzheitlichen Ansatz, der ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte berücksichtigt, können wir eine widerstandsfähige und zukunftsfähige Landwirtschaft gestalten. Die Entscheidungen, die in den kommenden Wochen in Brüssel getroffen werden, werden weitreichende Folgen für die europäische Agrarlandschaft haben. Es liegt an uns allen, dafür zu sorgen, dass diese Entscheidungen im Sinne einer vielfältigen, nachhaltigen und resilienten Landwirtschaft getroffen werden.

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FAQ – Häufig gestellte Fragen

1. Was ist das EU-Saatgutrecht und warum ist es wichtig?
Das EU-Saatgutrecht regelt die Produktion und den Verkauf von Saatgut in der Europäischen Union. Es ist wichtig, weil es die Grundlage für die Sortenvielfalt, die Rechte der Landwirte und die Lebensmittelversorgung in Europa bildet.

2. Wie kann die Sortenvielfalt zur Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft beitragen?
Eine große Sortenvielfalt erhöht die Anpassungsfähigkeit an verschiedene Umweltbedingungen und Klimaveränderungen. Sie reduziert auch die Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten.

3. Welche Rolle spielen kleine Saatgutbetriebe und Landwirte in der Erhaltung der Sortenvielfalt?
Kleine Betriebe und Landwirte spielen eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung und Weiterentwicklung traditioneller und regionaler Sorten. Sie tragen wesentlich zur genetischen Vielfalt und zur Anpassung an lokale Bedingungen bei.

4. Wie kann Österreich zur Förderung der Sortenvielfalt in der EU beitragen?
Österreich kann sich für ein Saatgutrecht einsetzen, das die Vielfalt fördert, bürokratische Hürden abbaut und den Austausch von Saatgut erleichtert. Zudem kann es Vorreiter in der Forschung und Entwicklung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken sein.

5. Welche Rolle spielen moderne Technologien in der Förderung der Sortenvielfalt?
Moderne Technologien wie satellitengestützte Farmmanagement-Systeme können helfen, den Anbau verschiedener Sorten zu optimieren, Ressourcen effizienter zu nutzen und die Anpassung an lokale Bedingungen zu verbessern.



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